Wenn die Kerninformation herausgeschält ist, stehen wir an Grenze 3 eines Veränderungsprozesses: die Grenze gegen die Bedeutung. Und spätestens jetzt wird es ernst. Wenn die Information uns aufruft, tatsächlich etwas zu verändern, kommt unsere innere Vielfalt ins Spiel. Nicht nur verschiedene, sondern meist auch noch gegensätzliche Stimmen in uns, können eine Entscheidung, was wir tun sollten, schwer machen.
Die 2. Grenze in Veränderungsprozessen ist die Grenze gegen die Information. Der Akt des Benennens ist wie eine Geburt. Etwas ist, weil gesagt, in der Welt und kann nun betrachtet und entfaltet werden. Der Name, den wir wählen, entscheidet darüber, wie es weitergeht mit der Information. Beschäftigen wir uns überhaupt tiefer damit, wo suchen wir nach Antworten, welche Erklärungsmodelle greifen wir uns? Die Benennung ist also schicksalhaft für den weiteren Weg.
Die allererste Grenze in Veränderungsprozessen ist unsere Wahrnehmung. Sie ist meist weniger sensibel und klar, wie wir uns das gern wünschen würden. Wir haben Dinge zu tun, Ziele zu erreichen, sind identifiziert mit speziellen Interessen, haben unsere Annahmen über uns und die Welt und so weiter. Bis die Daten, die uns zu einer Veränderung aufrufen, wirklich unser Bewusstsein erreichen, können manchmal Jahre vergehen.
Wenn Coaching Hilfe in Veränderungsprozessen sein soll, ist es gut, ein tiefes Verständnis davon zu haben, wie Veränderungsprozesse sich vollziehen: Wie sie beginnen, wie sie verlaufen, und wie sie enden – jedenfalls vorläufig enden, denn in Wirklichkeit ist das ganze irdische Leben ja ein nie endender, sich immer wieder aus- und einfaltender Prozess des Werdens und Vergehens und wieder Werdens.
Diagnostik im Coaching klingt erstmal merkwürdig, kennen wir diesen Begriff doch eher aus der Medizin und Therapie. Trotzdem brauchen wir als Coaches ein professionelles Fundament, um seriös und wirksam Veränderungsprozesse begleiten zu können.
Es gibt tausend Spielarten des Coaching. Mindestens.
Non-direktive Beratung, Business-Coaching, suggestive Beeinflussung, NLP, systemisches Coaching, Coaching mit Hunden, die Führungskraft als Coach, spirituelles Coaching, Life-Coaching und viele mehr ... Die Spannbreite der Ansätze reicht von einer vertrauenden "Hilfe zur Selbsthilfe" bis zu "Ich zeig dir jetzt mal, wie das geht".
Hier wollen wir mit Ihnen teilen, was wir unter Coaching verstehen.
In den letzten beiden Beiträgen - Teil 1 und Teil 2 - habe ich die systemischen Komplexitäten exploriert, innerhalb derer Coach und Coachee in ihrer Zusammenarbeit navigieren müssen. Diesmal soll die Frage sein: Wie sortiere ich mich im Angesicht all dessen in meiner Beziehungsaufnahme zum Coachee? Genauer: Wie balanciere ich Rolle und Person in der Coaching-Beziehung?
Im ersten Teil dieser kurzen Reihe habe ich die systemischen Gegebenheiten untersucht, mit denen ich als Coach zu rechnen habe, wenn ich entweder eine einzelne Person coache, wenn ich – schon komplexer – als externer Dienstleister meine Coachees über eine Organisation bekomme, die meine Rechnungen begleicht, oder wenn ich – noch kompexer – meine Coachees als Mitarbeiter*in eines (z.B.) Beratungsunternehmens bekomme. Diesmal möchte ich den Montblanc besteigen: die Arbeit als interner Coach ...
Auch die einfachste systemische Konstellation – ein Coach, ein Coachee – ist nicht so einfach, wie sie scheint: selbst hier gibt es abhängige Dritte und Vierte, die von dem, was im Coaching passiert, betroffen sind und darauf zurückwirken. Als professionell aufgestellte*r Coach ist es überlebensnotwendig, diese Mindest-Kontextsensitivität aufzuweisen und sie in das eigene Tun einzubeziehen …
Der erste Kontakt hat stattgefunden. Im Kennenlerngespräch konnte ich mir als Coach einen Eindruck von meinem potenziellen Coachee und seinem Anliegen verschaffen - und nun? Nach dem Erstgespräch neige ich dazu, ein paar Tage Kontaktpause einzulegen, damit beide Seiten in Ruhe die Eindrücke aus dem Gespräch sacken und sich sortieren lassen können. In dieser Pause stelle ich mir 5 Fragen, um für mich eine Entscheidung für eine potenzielle Zusammenarbeit treffen zu können.