Es gibt bei vielen von uns Coaches einen nahezu fest verdrahteten Ehrgeiz, bis zum Ende einer Session alles gut werden zu lassen: alle Loops geschlossen, alle Probleme in Ziele transformiert, Coachee sieht zuversichtlich aus und lächelt, Coach ist glücklich ...
Anfang 2022: fast zwei Jahre Covid-19-Pandemie. Transformative Zeiten für uns alle, transformative Zeiten für jede*n von uns.
Seit Anfang Oktober 2021 läuft unsere aktuelle Ausbildungsreihe.
Es ist die erste, die unter diesem Namen in diesen Zeiten stattfindet.
In diesem Beitrag möchte ich meine Geschichte davon teilen, wie ich – with a little help from my friends – in einem lahahangen Forschungsprozess auf die Schönheit der Fünf gestoßen bin.
Wie ich begonnen habe, transformative Veränderung (Ver-Wandlung) als einen Prozess zu verstehen, der sich an den Gesetzmäßigkeiten der Ästhetik orientiert.
Das Gute, Schöne und Wahre …
Dieser Artikel richtet sich in erster Linie an Fortgeschrittene im Kunsthandwerk des transformativen Coachings. Ich bin nämlich zögerlich, die Gedanken, die ich hier ausbreiten werde, mit absoluten Anfänger*innen in unserer Zunft zu teilen – einfach, weil ich verallgemeinernd unterstelle, dass die wohl eher an agilem Vorgehen, schnellen Ergebnissen und flüchtigen Nachwirkungen interessiert sind. Um all das geht es mir nämlich nicht.
Eine wirklich gute Frage. Direktiv sein heißt zu sagen: Tue dies, lasse jenes. Sag dies, sag jenes nicht. Lauf nach links, nicht nach rechts. Das kann man, muss man vielleicht sogar als Fußball-Coach machen – aber in Prozessen, in denen es um Lebensweg-Entscheidungen geht? Entschuldigung? Wollen wir, dürfen wir etwa die Verantwortung übernehmen dafür, welche Lebensentscheidungen unser*e Coachee trifft? Nee, oder?
Wie verlaufen Veränderungsprozesse? Wie und wo scheitern sie und warum, wie gelingen sie? Und was bewirkt das?
Diese Fragen beschäftigen mich schon fast so lange, wie ich mein eigenes Denken, Fühlen und Wirken bezeuge und zu verstehen versuche.
Arbeit in einem Team, dem die Führung fehlt, wo die Lauten die Leisen übertönen und die Starken die Schwächen anderer ausnutzen, macht mitunter krank oder bringt Beteiligte an andere Grenzen. In einer solchen Konstellation wendet sich Frau W. mit dem Anliegen an mich, „auf Augenhöhe“ mit den Kolleg*innen zu kommen, sozusagen „ihre Frau zu stehen“. Es könne ja nicht sein, dass die letzten Arbeitsjahre in Frust und Übellaunigkeit versinken.
Der Coaching-Markt ist weitestehend unreguliert. Darüber mag man aus der Perspektive der ‚Qualitätssicherung‘ weinen, aber es spiegelt auch wieder, dass wir in einer Zeit des ungeordneten Aufbruchs leben, in der es einen großen Bedarf nach (wenn man so will) Lebenshilfe gibt, der von den qualitätsgesicherten Versorgungshierarchien nicht befriedigt wird. Heute möchten wir einige Gedanken, Hinweise und Fragen teilen, die helfen können, sich auf diesem unübersichtlichen Terrain zu verorten.
Im zweiten Teil zu den 5 Archetypen an der Grenze zum veränderten Handeln schauen wir uns diese beiden Dynamiken an: den Verrat an der Komplizenschaft der Opfer und den Verrat an den Hoffnungen der Getreuen. Egal welcher archetypische Weg für unseren Coachee dran ist, hier verschränken sich der individuelle und der kollektive Prozess einer Veränderung.
Der vorläufige Abschluss eines individuellen Veränderungsprozesses ist ein neues Verhalten - außen sichtbar für andere. Allerdings ist es auch an Grenze 5 gut, nichts blindwütig zu überstürzen: Handeln, ja natürlich. Unbedacht handeln, lieber nicht, denn ab jetzt wird es öffentlich – und damit wird es gefährlich. Ebenso wie an Grenze 4 gibt es auch für das neue Handeln 5 Archetypen - die andere Seite der gleichen Medaille.