von Steffi Mademann & Rainer Molzahn
Steffi Mademann ist Ergotherapeutin und Coach. Sie wird in der nächsten Ausbildungsreihe als Assistentin bei der Supervision dabei sein.
Im Interview spricht sie mit Rainer über ihre Erfahrungen in der Coaching-Ausbildung und ihren Lerngewinn - und darüber, was sie den neuen Teilnehmer*innen geben kann.
Rainer:
Liebe Steffi, vielleicht beginnen wir mit 2, 3 Sätzen zu dir, um dich unseren Leser*innen vorzustellen: Wo lebst du, was machst du, wann war deine eigene Coaching-Ausbildung?
Steffi:
Ich lebe in Saalfeld in Thüringen. Hauptberuflich arbeite ich als Ergotherapeutin in einer Praxis, nebenberuflich als Coach in eigenem Business. Meine Coaching-Ausbildung war 2018.
Rainer:
Wenn du an deine eigene Coaching-Ausbildung zurückdenkst, was ist die erste eindrückliche Erinnerung, die dir spontan in den Sinn kommt?
Steffi:
Das Einchecken aller. Dieses erste Kennenlernen. Ich denke, wir haben alle gehofft, vielleicht auch geahnt, wie intensiv dieses Zeit miteinander und das Vertrauen untereinander wird.
Rainer:
Ging mir übrigens auch so 😊. Weißt du noch, was es genau in der Kennenlern-Runde war, das dich zu diesen Ahnungen und Hoffnungen inspirierte?
Steffi:
Nun, ich glaube, die Offenheit, gepaart mit der Unterschiedlichkeit. Bei einigen war es etwas verhaltener, bei anderen klar und persönlich und mutig. Aber von allen wertschätzend und vertrauend.
Rainer:
Ja, ich erinnere mich auch noch gut daran, dass ich in der Pause zu Peggy sagte: „ich glaube, dies wird eine spezielle Gruppe“ … Wenn du jetzt von heute aus auf die Ausbildung zurückschaut, und auf deinen Prozess mit ihr, was war wohl dein wichtigster, weil folgenreichster Lerngewinn?
Steffi:
Du meinst jetzt, abgesehen von der Erkenntnis, dass da eine Sängerin in mir steckt? Die Theorie hat mich irgendwie beruhigt. Diese Prozesse sind gar nicht chaotisch und undurchschaubar, sondern folgen einem Prinzip, dass sich im Großen und im Kleinen wiederfindet. In der Praxis war es wohl das Konzept der Verlangsamung. In stressigen Zeiten hab ich mir ja schon häufiger gesagt: "Steffi, jetzt mach langsam, dann geht es am Ende schneller." Aber diese Wirkungen, die ich in der Ausbildung erleben und erspüren durfte, waren schon beeindruckend.
Rainer:
Könntest du umreißen, welchen Gebrauch du vom Prinzip ‚Verlangsamung‘ in deiner Coaching-Praxis machst?
Steffi:
Beispielhaft fällt mir da das Schweigen ein. Also dem Impuls weiterzugehen nicht gleich zu folgen, sondern zu warten. Da kommen oft noch so wichtige Informationen. Aber auch das Schweigen, wenn ein (unangenehmes) Gefühl im Raum ist, das noch bleiben, vielleicht sogar verstärkt werden darf, aber eben auch gehalten werden will. Nichts zu tun ist eben nicht automatisch Nichtstun. Ich hoffe, du verstehst, wie ich das meine?
Rainer:
Ja, na klar. ‚Nichts tun ist nicht dasselbe wie Nichtstun.‘ Was für ein kluger Satz. Was ich mich immer mal wieder frage: wie grenzen sich eigentlich deine ergotherapeutische und deine Coaching-Arbeit gegeneinander ab, oder wie und wo überschneiden sie sich eventuell?
Steffi:
Das ist etwas kniffelig. In der Ergotherapie geht es um die Handlungsfähigkeit im individuellen Alltag und somit hat sie auch ne Menge mit Verhaltensänderungen zu tun. Klar ist aber auch, Ergotherapie hat immer ein medizinisches Problem als Ursache (eine vom Arzt gestellte Diagnose, die dann die Verordnung der Therapie rechtfertigt). Beim Coaching ist dies nicht der Fall.
Einzelne Elemente aus dem Coaching wende ich aber auch in der Therapie gern an. Vor allem in der Elternberatung, also wenn zum Beispiel Eltern selbst signalisieren, dass sie nach neuen Blickwinkeln und Reaktionsmöglichkeiten suchen. Wenn ich also sehe, dass die Bereitschaft und Möglichkeit zur Übernahme der Verantwortung gegeben ist.
Rainer:
Ja, verstehe, das sind ziemlich unterschiedliche Beziehungsaufnahmen. Wenn du jetzt mal an deine Assistenz in der nächsten Coaching-Ausbildung denkst: was werden wohl vor deinem persönlichen und professionellen Hintergrund die Dinge, die du geben möchtest, und was würdest du gern für dich (persönlich und als Profi) mitnehmen?
Steffi:
Was ich einbringen kann und möchte, sind meine Beobachtungsgabe und auch irgendwie das Vertrauen in das, was ich Intuition nennen möchte. Was sicher auch wertvoll sein kann, ist mein Bewusstsein über systemische Verstrickungen. Ich meine damit, dass das, was ich bewirke auf ein komplexes System einwirkt. Was ich mitnehmen möchte, ist ein erweiterter Horizont. Raus aus der Komfortzone. Zeigen und geben, was ich bin, weiß und kann.
Rainer:
Danke, liebe Steffi, für dieses Gespräch. Peggy und ich freuen uns auf die Zusammenarbeit in der nächsten Ausbildungsreihe!
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